Vor- und perinatale Gefühle von Tod und Sterben: Intrauterines Trauma im ersten Trimester, Geburtstrauma, transmarginaler Stress und paradoxe Reaktion

Die Theorien des Frank Lake, M.D.


Von John A. Speyrer



Transmarginaler Stress ist physisches und /oder emotionales Leiden, das die Grenzen oder das Niveau dessen überschreitet, was der Fetus oder der Säugling noch ertragen kann.

Paradoxical reaction ist eine Beschreibung des extremen Wechsels von hoffnungsvoller Überlebenserwartung zum Wunsch nach Nichtexistenz. Dieser entgegengesetzte psychische Zustand tritt unmittelbar ein, wenn das Stressniveau des Fetus oder des Säuglings bei der Geburt transmarginal wird.



Frank Lake wurde 1914 in Aughton, England, geboren und verstarb in den frühen 1980er Jahren vorzeitig an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Von Natur aus religiös seit seiner Jugend meldete er sich freiwillig als medizinischer Missionar für den Einsatz in Indien, nachdem er 1939 sein Medizinstudium mit dem Doktortitel abgeschlossen hatte. Nachdem er elf Jahre später nach England zurückgekehrt war, machte er eine weitere Ausbildung zum Psychiater.

LSD wurde 1943 von einem schweizerischen Pharmazie-Unternehmen entdeckt. In den frühen fünfziger Jahren verschickte die Gesellschaft Proben an verschiedene psychiatrische Forschungsinstitute. Lake plädierte begeistert für die Verwendung der Droge, da er bald erkannte, dass ihre Wirkung helfen würde, die Inhalte des Unbewussten an den Tag zu legen. Er bemerkte, dass die Droge besonders hilfreich war, wenn es darum ging, verdrängte Erinnerungen der frühen Kindheit wieder hervorzuholen. Aber es war die häufige Abreaktion des Geburtstraumas, dessen Zeuge er bei seinen Patienten wurde, was seine Forschung für den Rest seines Lebens anleiten sollte.

Zuerst glaubte er nicht, dass es möglich sei, ein Geburtstrauma wiederzuerleben. Erst als er die Geburtsprotokolle seiner Patienten mit den Erfahrungen in der Therapie verglich, gelangte er zu der Überzeugung, dass solche Regressionen möglich waren.

Er schrieb:

Mir wurde von Neurologen versichert, dass das Nervensystem des Babys so beschaffen sei, dass es außer Frage stünde, dass eine Erinnerung, die mit der Geburt zu tun hat, nicht glaubwürdig als Fakt aufgezeichnet werden kann. Ich gab meine Ungläubigkeit an meine Patienten weiter, und wie es in solchen Fällen immer geschieht, tendierten sie danach dazu, das zu unterdrücken, was ich aus sogenannten wissenschaftlichen Gründen nicht glauben wollte, weil ich offenbar nicht darauf vorbereitet war. Aber dann tauchten eine Reihe von Fällen auf, bei denen das Wiedererleben von bestimmten Geburtsverletzungen, von Zangengeburten, von Strangulierungen durch die Nabelschnur, von überdehntem Brachialplexus und verschiedenen anderen dramatischen Episoden so lebendig war, so unmissverständlich in seinem Ursprung und später von der Mutter oder anderen zuverlässigen Informanten bestätigt wurde, dass mein Misstrauen schwand. [Frank Lake, M.D., Clinical Theology, 1966, s. xix]

Alle Individuen, so glaubte Frank Lake, seien in ihrem Wesen entweder neurotisch oder psychotisch. Der Neurotiker wiederum ließ sich einer oder mehrerer dieser Reaktionen zuordnen: der ängstlich-depressiven, der hysterischen, der schizoiden, der depressiven und der psychosomatischen Reaktion. Dr. Lakes magnum opus war seine 1200 Seiten umfassende Edition der Clinical Theology von 1966. Das Buch trägt den Untertitel Eine theologische und psychiatrische Basis für die klinisch-pastorale Seelsorge und hat ein 400 Seiten starkes Kapitel, das ganz der Diskussion der schizoiden Bedingung gewidmet ist. Lake bekannte, eine schizoide Persönlichkeit zu sein. Ich bin es auch.

Gegen Ende seines Lebens war sich Dr. Lake immer sicherer, dass die wirklich wichtigen Traumen, die Neurose verursachen, im ersten Trimester des fetalen Lebens geschehen. Seine Hypothese bezeichnete er als "Maternal-Fetal Distress Syndrome" [Mütterlich-Fetales-Schmerz-Syndrom]. "Das MFDS kann funktionell als die Verhaltensreaktionen einer schwangeren Mutter definiert werden, die ihren Fetus auf eine Weise beeinflussen, die zu seinen Wahrnehmungen seiner selbst und seiner Umwelt im Mutterleib beitragen; und diese Wahrnehmungen bestehen bis ins Erwachsenenalter." [Zitiert auf Seite 2 von Stephen M. Marets Doktorarbeit "Frank Lake's Maternal-Fetal Distress Syndrome: An Analysis."]

Dr. Lake glaubte, dass intrauterine Traumen sowohl physisch als auch emotional waren. Als Ergebnis seiner Anwesenheit bei durch LSD ausgelösten Regressionen (und zweifelsohne aufgrund von Einsichten im Lauf seiner eigenen Therapie) entwickelte Lake Theorien, wie die Mutter Emotionen an ihren Fetus über die Nabelschnur "sendet". Er glaubte, dass dieser "Nabelschnur-Affekt" den Ausgangswert festlegt, der den zukünftigen Grad und Typ der Neurose des sich entwickelnden Fetus bestimmt. Er war der Ansicht, dass das erste Trimester der Schwangerschaft die wichtigste Phase für die zukünftige geistig-psychische Gesundheit des sich entwickelnden Fetus sei.
Die schwersten Formen menschlichen Schmerzes [haben ihren Ursprung in]. . . dem Seelen zerstörenden und herzbrechenden Leiden, das von der Qual des Fetus im Muterleib herrührt, wenn die Mutter selbst unter Qual steht. . . .Diese drei Monate nach der Empfängnis enthalten mehr Höhen und Tiefen, mehr Ekstasen und Verwüstungen, als wir uns jemals vorgestellt hatten. [Frank Lake, M.D., in Tight Corners in Pastoral Counseling (zitiert in Maret, ibid.)]

Dieser Emotionsaustausch zwischen der Mutter und dem sich entwickelnden Fetus über die Nabelschnur war in vier mögliche "Szenarien" unterteilt:

  • Das erste "Szenario" des Nabelschnur-Austausches bezeichnete Lake als "positiv und ideal". Er beschrieb es als vorzüglichsten Zustand, da der Fetus eine beinahe perfekte Umgebung im Mutterleib hat. Dieser glückselige Zustand spiegelt die gegenwärtige häusliche Umwelt seiner Mutter wider und auch ihre eigenen fetalen Erfahrungen im Schoß ihrer Mutter.

  • Das zweite "Szenario" ist weniger als ideal und ist "negativ aber erträglich", da der Fetus in der Lage ist, sich angemessen mit den Konditionen zu arrangieren, die ihm durch die Nabelschnur und die uterine Umwelt vermittelt werden. Dr. Lake definierte es als Periode des "Einflusses mütterlichen Schmerzes" oder als Periode, die vielleicht weniger "ein essentielles Bedürfnis nach Anerkennung und fürsorglicher Aufmerksamkeit" erfüllt. Lake schreibt, dass der "Fötus bereits genug versteht, um mit einigen unbegreiflichen Unterbrechungen der Gelassenheit seiner Mutter zurecht zu kommen. In dieser Umgebung ist dem Fetus genügend lange liebevolles Vertrauen vermittelt worden, sodass er, ohne das Vertrauen zu verlieren, Zeiten ertragen kann, in denen die Aufmerksamkeit seiner Mutter von Sorgen in der Außenwelt gebunden wird. Der Schaden ist nicht ernst." [Zitiert in Maret, op. cit., ss. 165, 168]

  • Im dritten "Szenario" wird das Leben im Mutterleib als "negativ und feindlich" mit einer an Hindernissen reichen Umgebung beschrieben, die in diesem Fall "angesichts von zu schwerem, zu langem, unablässigem Mangel an mütterlicher Anerkennung, oder weil die Empfindung des 'negativen Nabelschnuraffekts' wie ein großer Leidensnagel oder Dolch wirkt, der den Fötus am Nabel mit überwältigender invasiver Kraft durchbohrt" [Maret, op.cit., s. 168] , aus finsteren mütterlichen Gefühlen besteht. Wenn die negativen Gefühle der Mutter abgeschaltet oder reduziert werden, kann sich der Fetus in ausreichendem Maß erholen (wie z. B. während der Nacht).

  • Es ist die vierte Bedingung, die am traumatischten ist. Es ist eine Bedingung, die Lake als "stark negativ mit transmarginalem Stress" beschreibt. Durch den "Nabelschnuraffekt". . . . ."wird der Weltschmerz, den die Familie angesammelt hat, über die Mutter in den Fetus geschleust." Lake schreibt, dass der Fetus "in den Qualen der Mutter mariniert wird." [Zitiert in Maret, op. cit., s. 172]

Dr. Maret schreibt:

Wenn und falls der "Affektfluss" von der Mutter zum Fetus den Punkt erreicht, an dem der Fetus eine "völlige Unmöglichkeit wahrnimmt, den Widerstand gegen die teuflische invasive Kraft aufrecht zu erhalten, die endlos und unbarmherzig scheint, " [Lake, Mutual Caring , s. 30], dann ist transmarginaler Stress eingetreten. Wenn die absolute Grenze des erträglichen Schmerzes erreicht und überschritten ist, resultieren daraus paradoxe und supra-paradoxe Reaktionsmuster, in denen "das Selbst sich gegen das eigene Ich wendet und seine eigene Zerstörung, seinen eigenen Tod will." [Lake, Studies in Constricted Confusion, C68]. Die Haltung des Fetus wechselt von der Lebensbejahung zum Todeswunsch. Jenseits der Grenze des erträglichen Schmerzes, des transmarginalen Schmerzes, "sehnt sich der Fetus nicht nach dem Leben, sondern nach dem Tod. Er bittet nicht um Befreiung von der Last, sondern um Zerstörung seiner Existenz." [Lake, Mutual Caring, s. 30]. Im Mittelpunkt steht der Verlust des 'Seins', der durch ein (paradoxes) Verlangen nach 'Nichtsein' ersetzt wird. [Lake, Studies in Constricted Confusion, C41]

Das kann das Resultat versuchter Abtreibungen sein und auch davon, dass man vehement unerwünscht ist. Ich glaube, dass eine nachfolgende körperlich und/oder emotional ernsthaft traumatische Geburt das intra-uterine Trauma verstärken kann oder sogar allein für die Verankerung unlösbarer Mengen transmarginalen Stresses mit paradoxer Reaktion im Unbewussten des Neugeborenen verantwortlich sein kann.

"Paradoxical reaction" ist dieser Punkt, an dem er Fetus nicht mehr zurecht kommt, und dann entwickelt sich "transmarginaler Stress". Die Wendung des Selbst gegen sich ist eine schnelle automatische Reaktion. Wenn der emotionale oder physische Schmerz unerträglich wird, wünscht und begrüßt der Fetus die Vorstellung, nicht zu existieren - vernichtet zu werden. In der Tat kann der Fetus seine Mutter anflehen, ihn auszulöschen.

Natürlich wird dieses Flehen nicht durch Sprache ausgedrückt, wenn es ursprünglich auftritt. Der verbale Ausdruck des Gefühls steht erst nach dem Erwerb der Sprache zur Verfügung, und wenn die Person sich in einem Regressionszustand in der Therapie befindet. Der Gefühlsinhalt der frühen traumatischen Erfahrung, die sehr früh im Leben geschah, wird nichtsdestotrotz während der intrauterinen, prä- und perinatalen und infantilen Periode erlebt.

Lake schreibt:

Es kann auf ihre Ehe zurückzuführen sein, auf den Ehegatten, der sich eher zurückzieht, als intimere Unterstützung zu gewähren, wenn er eindringlich um mehr gebeten wird, als seine Persönlichkeit problemlos geben kann. Es kann auf die wirtschaftliche oder soziale Not der Familie in einer elenden Nachbarschaft zurückzuführen sein. . . . .Wenn sie über den Verlust eines Elternteils trauert oder einen im Sterben liegenden Elternteil pflegt, überwältigen sie die Sorgen, und sie überwältigen auch ihren Fetus. [Lake, Theology and Personality, s. 66. Zitiert als Fußnote in Maret, op. cit., s. 172]

Dr Lake schreibt in der Einführung zu Constricted Confusion: Exploration of a Pre- and Peri-Natal Paradigm, dass er in den ersten zwanzig Jahren seines Forschens zu dem Schluss gekommen sei, dass pathologische Persönlichkeitbedingungen, die er an seinen Patienten beobachtet hatte, auf das Geburtstrauma und auf Traumen zurückzuführen seien, die in der Periode nach der Geburt geschahen. Jedoch, so schreibt er, sei er gezwungen gewesen, seine Theorien aufgrund überwältigender Beweise zu revidieren, dass psychopathologische Bedingungen ihren Ursprung in der intrauterinen Periode und speziell in den ersten drei Monaten nach der Empfängnis haben.

In den psychotherapeutischen Regressionen mit LSD als auch mit Primal-orientierten Therapien, werden Ereignisse wie z.B. "misslungene Abtreibungen und Beinahe-Fehlgeburten bis ins qualvollste Detail erinnert, einschließlich der Angst, von mütterlichem Hass getötet zu werden. . . . Gefühle des Überwältigtseins, die in transmarginalen Stress, in paradoxe und selbstzerstörerische Raktionen übergehen" können auftreten. [Frank Lake, ibid., C41]

Die ersten 72 Stunden nach der Geburt sind von wesentlichster Bedeutung, und diese Periode ist ein Spiegelbild des Traumas im ersten Trimester. "Jedoch finden sich sowohl bei schizoiden und hysterischen Persönlichkeiten als auch bei körperlichen Reaktionen außerordentlich wichtige Wurzeln innerhalb des ersten Trimesters nach der Empfängnis." [Frank Lake, ibid., C69]

Ist die Tür zum Reich des Geburtsbewusstseins erst geöffnet, drängt es durch das Bedürfnis des Primalers, sich in das Wiedererleben solcher Traumen zu fügen, oft beharrlich auf seine Auflösung. Zu diesem Zeitpunkt ist das Individuum oft bewusst mit nicht länger verdrängten überwältigenden Gefühlen aus seiner intrauterinen und geburtlichen Periode konfrontiert, die vorher unbewusst Teilbereiche seines Lebens beherrscht hatten und seinem Opfer völlig unbekannt waren.

Arthur Janov, Ph.D. argumentiert: "Der Grund, dass das Geburtstrauma so gewaltige Wirkung hat, besteht darin, dass es eine Situation auf Leben und Tod ist." [Arthur Janov, Imprints, 1977, s. 65]

In diesem Zeitalter der Klinikgeburten muss die Mehrheit der Kinder nicht nur mit der biologischen Feuerprobe der menschlichen Geburt durch Mütter, die den Stress ihrer eigenen Geburt wiederholen, zurechtkommen, sondern wird auch zahlreichen medizinischen Übergriffen und Invasionen ausgesetzt. Viele der Geburtstraumen, die gegenwärtig in der Psychotherapie auftreten, existieren aufgrund von Bedingungen, die sich in den Klinikgeburten einiger weniger vergangener Generationen der Population finden. [Siehe Dr. William R. Emersons Webseite ]

Andere haben die Theorie aufgestellt, dass evolutionäre Veränderungen aufgrund der aufrechten Position des Menschen zu einem Größenlimit geführt haben, das den Dimensionen der mütterlichen Beckenöffnung gesetzt wurde. [Siehe Aletha J. Solter, Ph.D., The Aware Baby, und Ludwig Janus, M.D., The Enduring Effects of Pre-Natal Experience]


Stanislav Grof war einer der ersten, der die fundamentale Bedeutung von extremen körperlichen Beschwerden, Traumen, Krankheit oder Operationen in seinem Modell der Psychodynamik erkannte.

Grof beobachtete, dass:

kraftvolle experimentelle Ansätze, Wiedererlebnisse lebensbedrohlicher Krankheiten, Verletzungen, Operationen, oder Situationen des Beinahe-Ertrinkens extrem häufig sind und ihre Bedeutung eindeutig weit über die der gewöhnlichen Psychotraumen hinausgeht. Die zurückbleibenden Emotionen und körperlichen Empfindungen aus Situationen, die das Überleben oder die Unversehrtheit des Organismus bedrohten, scheinen eine signifikante Rolle in der Entwicklung verschiedener Formen der Psychopathologie zu spielen, was von der akademischen Wisenschaft noch immer nicht anerkannt wird. [Beyond the Brain: Birth, Death and Transcendence in Psychotherapy, ss. 97-98]

Dr. Grof grenzt diese Pespekive ein, indem er über spezifische Symptome nachdenkt, die ihren Ursprung in Geburtstraumen haben:

Die typischen physischen Begleiterscheinungen von unterschiedlichen emotionalen Störungen ergeben durchaus einen Sinn, wenn sie in diesem Licht betrachtet werden. Sie involvieren Spannungskopfschmerzen und Migränen; Herzklopfen und andere Herzbeschwerden; ein subjektives Empfinden von Sauerstoffmangel und Atemschwierigkeiten unter emotionalem Stress; Muskelschmerzen; Spannung, Zittern, Krämpfe und anfallsähnliche Aktivitäten; Übelkeit und Erbrechen; schmerzvolle Uteruskontraktionen; Aktivierung des gastrointestinalen Trakts, die in spastischer Verstopfung oder in Durchfall resultiert; übermäßiges Schwitzen; abwechselnd Hitzewallung und Frösteln; und Änderung der Hautzirkulation und verschiedene dermatologische Manifestationen. [Grof, ibid., s. 250]

Später sollte Grof behaupten, dass alle psychophysiologischen Symptome ihren Ursprung in der prä- und perinatalen Periode haben. Er glaubte, dass spätere Traumen der frühen und späteren Kindheit nicht von ausreichender Valenz seien, um psychosomatische Krankheit zu verursachen.

Der überwältigende Terror, den er erfährt, während er im Geburtskanal gefangen ist, kann für den Säugling sehr real sein. Für andere kann das Trauma darin bestanden haben, hinausgestoßen zu werden, bevor sie für die Geburt bereit waren.

Lake schreibt, dass Säuglinge bei der Geburt

sich akut bewusst sind, dass ihre Erfahrung der Kopfquetschung im Geburtskanal so ernst war, dass sie die Grenze des Erträglichen erreichte und sie sogar überschritt. Wie Job hatten sie sich gewünscht, dass die Tore des Mutterleibs sich wieder gegen sie verschließen mögen und sie tief in den Mutterleib zurückkehren könnten. Mehrere Patienten haben von diesem Moment der Unschlüssigkeit gesprochen, als hinge es vom Baby ab, entweder weitergehen zu wollen, durch den Schmrz hindurch bis zum Punkt des Geborenwerdens, oder sich ganz von dieser Vorwärtsbewegung loszulösen und in einen Todeswunsch oder regressiven Wunsch, an den sicheren Ort zurückzukehren, überzuwechseln. [Frank Lake, Clinical Theology, 1966, s. 625]

Lake behauptet: "Das geschieht, weil die abgetrennte Primärerfahrung noch immer in reverbierenden [widerhallenden, rückkoppelnden] Schaltkreisen und im Zellgedächtnis stattfindet. Diese wird durch gegenwärtige Krisen verschlimmert, weil sie sie die Mobilisierung an all den alten Kampffronten anordnen." (s. 14). Das Kind interpretiert das fortlaufende Lebensproblem als emotionalen Druck, als eine Hürde, die Eltern setzen, oder als Härte die überwunden werden muss. [Zitiert in Dr. Michael Irvings "The Genesis of Birth Trauma"]

Dr. Lake wandte das Konzept des transmarginalen Stresses mit paradoxer Reaktion sowohl auf das physische als auch auf das emotionale Trauma an. Er glaubte, dass die transmarginale Erfahrung der Geburt mehr ist als ein Kampf, geboren zu werden, und ein temporäres Scheitern dieser Bemühung. Vielmehr ist sie eine der tiefsten traumatischen Erfahrungen im Leben.

In "Birth Trauma, Claustrophobia and LSD Therapy" glaubte Lake genau wie Freuds Schüler, Otto Rank, dass der Fetus, wenn er seine Geburtsreise beginnt, geboren werden will, aber diese Absicht kann sich in den Wunsch verwandeln, in den komfortablen Mutterleib zurückzukehren, wenn der Fetus unerwartet auf Schmerz und Leiden trifft.


Oft wird eine Phase erreicht, in der zurück und vorwärts zu gehen gleichermaßen unmöglich scheint, und es bleibt nur ein Kampf ums Überleben. Außerdem habe ich bei vielen Gelegenheiten und besonders bei denen, die sich als schizoid oder als männliche homosexuelle Persönlichkeiten herausstellten, bemerkt, was ich als Pavlovschen transmarginalen Stress beschreiben würde. der Kampf zu leben wandelt sich in einem schrecklichen Moment in einen adäquaten Kampf zu sterben. [ibid.]

Bei Geburten, die transmarginalen Stress involvieren, kann der Fetus den überwältigenden Schmerz nicht länger akzeptieren und beginnt automatisch, den Tod herbei zu wünschen. Bei Erwachsenen, die täglich gequält werden, wie z.B. politische Gefangene, oder bei der Folter von "Hexen" in mittelalterlichen Zeiten enstanden den Empfängern so überwältigende Schmerzen, dass sie eher die Beendigung des Schmerzes durch den Tod wünschten, als weiterhin mit Folter und Leiden konfrontiert zu sein. Ich glaube, dass der unbewusste fetale/infantile transmarginale Stress die Quelle der theologischen Auffassung von der ewigen Bestrafung in der Hölle ist.

Lake glaubt, dass transmarginaler Stress nicht auf die vorgeburtliche und geburtliche Phase beschränkt ist, aber:

es kann sein, dass transmarginaler Stress hier das Modell liefert für den transmarginalen Stress in Beziehung zur persönlichen Agenda. Der Fähigkeit des Babys, Trennungsangst auszuhalten, sind zeitliche Grenzen gesetzt. Am Ende dieser Zeit kommt es zu einem Sturz in den Abgrund des Grauens, der Nichtexistenz und des Persönlichkeitsverlusts. Danach beobachten wir häufig, wie transmarginaler Stress in autistischen oder schizoiden Rückzug mündet. [ibid.]

Der Todeswunsch in der Geburtspassage ist ziemlich markant.

  • 'Ich wollte damals öfters sterben.'
  • 'Ich hatte den absoluten Wunsch zu sterben. Ich habe ihn immer noch.'
  • 'Nur noch ein kleines bisschen, und ich wäre gestorben. Wenn ich nicht aus dem Geburtskanal hätte herauskommen können, wär es in Ordnung gewesen. Ich wäre gestorben. Sie zwangen mich herauszukommen. Ich wollte nicht kommen.'
  • ' Was sind wir anderes als Menschen, die darum kämpfen, nirgendwo zu sein.'
  • Ich griff nicht nach dem Lebensfaden. Ich wollte ihn zerreißen. Dieser dumme Doktor rettete mich.' [ibid.]


Die Schriften und Experimente des russischen Neurologen Ivan Pavlov hinsichtlich Stress hatten großen Einfluss auf das Denken von Lake in Bezug auf das Geburtstrauma. Die Entdeckung des Konzepts durch Pavlov war ein ungeplantes Ereignis.

Pavlov benutzte Hunde als Versuchsobjekte für seine klassischen Experimente in der Verhaltenspsychologie. Einmal, als in Käfigen gefangene Tiere im überfluteten Kellergeschoß rechtzeitig gerettet wurden, bevor sie ertranken, bemerkte er, dass die Tiere übermäßig lange überstimulierte (nervöse) Reaktionen zurückbehielten und ebenso ihr früheres konditioniertes Verhalten verloren.

Der Typ von Stress, an dem die Hunde während des Martyriums des Beinahe-Ertrinkens litten, wurde von Pavlov als "transmarginal" bezeichnet, und dieses Konzept wurde bald von Lake übernommen, da er feststellte, dass Pavlovs Theorie auch auf einige seiner Patienten anwendbar war - auf jene Patienten mit den schwersten Geburtstraumen. (Das Konzept, das unten in der vierten Kategorie erklärt wird.)


  • Die erste Kategorie der Geburt ist eine nahezu völlig untraumatische Entbindung. Die zweite, dritte und vierte Kategorie unten tritt nicht ein.

  • In der zweiten Kategorie der Geburt kommt es zu schwerem Druck auf den Babykopf. Der Fetus kämpft um sein Leben, spürt den Mangel an Sauerstoff und ist voller Furcht.

  • In der dritten Geburtskategorie kann das Baby den Kopf nicht bewegen, wenn es trotz aufkommenden physischen und emotionalen Leidens ums Vorwärtskommen kämpft.

  • In der vierten Kategorie der Geburt entwickeln sich die Elemente des Todeswunsches und ebenso der Todesfurcht. Hier, in dieser traumatischten Art von Geburt, geschieht es, dass die Gefühle, die Pavlovs Konzept vom transmarginalen Stress umfasst, ihren Anfang nehmen. Das Verlangen nach sofortiger Vernichtung wird automatisch, da

    es eine Grenze für den Schmerz und die Panik gibt, die ein lebender Organismus ertragen kann. Wenn diese Grenze erreicht ist, kommt es zu einer plötzlichen dramatischen und drastischen Neuorientierung des gesamten Willens. Anstatt ums Leben zu kämpfen, kämpft der Organsimus um den Tod. Ein Leben unter solchen Bedingungen ist unerträglich. Dem Tod wird der Vorzug gegeben.

    Es ist das Gefühl in jemandem, bei dem

    die Abscheu vor dem Schmerz des Geborenwerdens so groß sein kann, dass der Wunsch zu sterben das vorhergehende Verlangen nach Leben beinahe vollständig ersetzt. In der Tat wird die Intensität des früheren Verlangens mechanisch und ohne jeglichen Willensakt zu letzterem Wunsch transformiert, und zwar an dem Punkt, wo die völlige Unerträglichkeit des Schmerzes die Herrschaft übernimmt. Wie bei Job geht das grenzenlose Verlangen dahin, vom Schoß zur Gruft getragen zu werden [from the womb to the tomb] . In der Tat ist die Reise aus dem Mutterleib zur Grabstätte für die natürliche Hoffnung des Babys auf ein sicheres und freundliches Universum geworden. Soweit ein Gefühl für die persönliche Identität in dieser Erfahrung seine Wurzeln hat, ist es die Identität jemandens, dessen Seele in schizoider Position verharrt, welche Abwehrmaßnahmen auch immer dagegen angewendet worden sind. Bei dem einen oder anderen ist es die Identität von jemandem, der immer spürt, dass der Tod dem Leben vorzuziehen ist. [Dieser Abschnitt und der Abschnitt weiter oben sind aus Lake, Personal Identity - Its Origins, s. 7]

    Dr. Stephen M. Maret schrieb in seiner Doktorarbeit "Frank Lake's Maternal-Fetal Distress Syndrome: An Analysis" , dass Dr. Lake glaubte, dass der Philosoph Søren Kierkegaard in einem psychobiohistorischem Sinn "unvergleichlich der scharfsinnigste Diagnostiker der qualvollen Paradoxa der schizoiden Person sei." Maret zitiert wiederum Lake, wie er Kierkegaards "unheilbare Melancholie" "in einen engen Zusammenhang mit Furcht und dem abnormalen, paradoxen Wunsch bringt, zu sterben und ausgelöscht zu werden, um dem psychischen Schmerz, den sie birgt, zu entgehen." [Maret, op. cit., s. 175-179]

    Lake erforschte unter anderem die Schriften von Simone Weil, St. Augustine, Martin Luther, St. John of the Cross, John Bunyan, Jean -Pierre de Caussade, ebenso wie von P.T. Forsyth und fand, dass sie transmarginalen Geburtsstress erlitten hatten und deshalb von schwerem Geburtstrauma geprägt waren. Dr. Maret schreibt, dass Lake herausfand, dass die frühe Poesie und späteren Schriften des Papstes Johannes Paul II. ebenfalls Einfühlung in die schizoide Position zeigen, die sich durch den transmarginalen Stress der Geburt herausbildet.

    Die perinatalen Traumen eines Menschen dauern ein Leben lang an oder so lange, bis sie geheilt werden. Lake glaubte, dass

    diejenigen, die in ihrem Lebenswunsch äußerst aktiv waren, in ihrem Todeswunsch äußerst aktiv werden und in den Schritten, die sie unternehmen, um ihr Ziel zu erreichen. Und ähnlich bleiben diejenigen so, die in ihrem Lebenswillen passiv und lauwarm waren, wenn daraus der Wille zu sterben wird. [Frank Lake, Personal Identity - It's Origins, ss. 8-9]

    Frank Lake glaubte, dass dann, wenn die frühen Stadien der Wehen gut verliefen und das Leben im Mutterleib während der Schwangerschaft glücklich war, die Person versucht, diese positive frühere Einstellung als grundlegendes Charakteristikum seiner persönlichen Identität - seiner Persönlichkeit - zu bewahren. "Aber wenn dies und die Erinnerung daran durch die vernichtende Wirkung von transmarginalem Stress nahezu völlig zerstört worden ist, dann scheint es keine Lebensidentität zu geben, die zu bewahren sich lohnt." [Lake, ibid., Seite 7]

    Meistens besteht die Reaktion auf ein ausgelöstes verdrängtes Trauma aus einem Einagieren oder Ausagieren des identischen oder ähnlichen früheren Gefühls. In Geburtsfällen, die transmarginalen Schmerz involvieren, ist das ausgelöste Gefühl oft mit dem verdrängten Gefühl identisch. Das trifft oft auf Fälle zu, die Selbstmord- und Todeswünsche bei Kindern und Erwachsenen involvieren.


    Der Tod ist jetzt eine Lösung, weil (in) der Todesnähe (Sterben) die einzige 'Lösung' des Geburtstraumas war. Tod als Antwort prägt sich ein, und unter den richtigen Umständen wird er zur einzigen Lösung für die Probleme des Lebens. Er verheißt die Befreiung vom Schmerz. Der wesentliche Punkt ist, dass zuerst Verzweiflung herrscht, und dann kommt es zu suizidaler Verzweiflung. Ich behaupte, dass suizidale Verzweiflung - Verzweiflung, die von Todesgefühlen durchdrungen ist - meistens eine Erinnerung an die Nähe des Todes ist. [Arthur Janov, Ph.D., Imprints: The lifelong Effects of the Birth Experience, s. 214]

    Auf dieselbe Weise, wie Pavlovs Hunde ihre frühere Konditionierung als Ergebnis des Beinahe-Ertrinkens verloren, verliert der Fetus in den Qualen des transmarginalen Stresses beim Geburtsprozess seine frühere im Mutterleib geformte Entscheidung, dass das Leben aufregend und lohnend sei (falls das Leben im Mutterleib tatsächlich so war). Die ganze frühere positive Konditionierung durch die intrauterine Umgebung wird verdrängt werden, und das Kind wird mit Angst vor der Welt und ihren Gefahren geboren.

    Lake sinnt über die Frage der Annehmbarkeit der Behauptung nach, dass die alleinige Erfahrung einer verheerenden Geburt den Verlauf des Lebens ändern kann "sogar bis zu dem Punkt, wo das Selbst festlegt, ob es soziale Beziehungen akzeptieren kann oder nicht?"

    Mangel an Interesse oder Unbehagen an "sozialen Beziehungen" ist ein folgerichtiges Symptom bei einem Neuroiker, der schizoid ist. Dr. Lake kam zu dem Schluss, dass

    das Beweismaterial zeigt, dass Leiden während der Geburtspassage, das die Grenze des Erträglichen übersteigt, tatsächlich tiefgreifende Abweichungen im Sinne der Persönlichkeitsidentität verursacht, die lebenslang andauern. In Verbindung mit konstitutionellen und erblichen Faktoren, die die Menge des Schmerzes bestimmen, der ertragen werden kann, und für wie lange, und auf welche Weise, entweder aktiv oder passiv, scheint es eine Tatsache zu sein, dass, wenn das Leiden bei der Geburt die vierte Stufe unerträglichen Schmerzes zudiktiert, dies sich zwangsläufig in der sozialen Matrix als eine Vermeidung von Verpflichtung, Bindung oder sozialer Eingliederung ausdrückt. [ibid., Seite 8]



    Die Qual der Verzweiflung ist genau dies - nicht sterben zu können....nicht dass es Hoffnung auf Leben gäbe; nein, die Hoffnungslosigkeit in diesem Fall besteht darin, dass sogar die letzte Hoffnung, der Tod, nicht verfügbar ist. Wenn der Tod die größte Gefahr ist, hofft man auf das Leben; aber wenn man mit einer noch viel schrecklicheren Gefahr Bekanntschaft schließt, hofft man auf den Tod. Wenn also die Gefahr so groß ist, dass der Tod zur Hoffnung geworden ist, ist Verzweiflung die Untröstlichkeit, nicht sterben zukönnen. [Frank Lake, Clinical Theology (1966) s. 595-6, zitiert aus Søren Kierkegaard, Sickness Unto Death 150-1]

    Lake zitiert die folgende Geschichte Kierkegaards als ironische und dennoch humorvolle Darstellung "der ultimativen ultra-paradoxen Reaktion" des Todeswunsches: "Ein Mann ging seines Weges und zog Selbstmord in Erwägung; genau in diesem Moment fiel ein Dachziegel herab und tötete ihn, und er starb mit den Worten "Gelobt sei Gott". [Søren Kierkegaard, The Journals, trans. und ed. Alexander Dru [London Oxford Univ. Press, 1938]: Extrakt #52, 785. Zitiert in Maret, op. cit.]

    1970 stellte Dr. Lake die Verwendung von LSD als regressives Agens ein. Er hatte herausgefunden, dass der Gebrauch tiefer Atemtechniken zusammen mit Dr. Janovs Primärtherapie ebenso effektiv war wie die LSD-Therapie oder dieser sogar überlegen.


    Wenige erkennen, dass zerbrechliche hilflose Säuglinge aufgrund des Ausmaßes an Schmerz, der ihnen in der erdrückenden, einschnürenden Vernichtungserfahrung der Geburt auferlegt wird, tatsächlich drauf warten können zu sterben. Der Säugling kann während des Geburtsprozesses eine signifikante Deprivation an Sauerstoff erfahren und ist somit zusätzlich zu der unerträglichen Qual des Erdrücktwerdens dem Terror des Erstickens ausgesetzt. [Lake, Clinical Theology, 1966.]

    Lake lässt gelten:

    Es gibt keinen Zweifel im Bewusstsein mancher Patienten, dass sie das Limit der Schmerztoleranz bereits während der zweiten Wehenphase überschritten hatten. Sie misstrauten der Welt, in die sie hinausgestoßen wurden. Sie wären viel lieber unterwegs vernichtet worden. [Lake, Clinical Theology, s. 626]

    Lake schreibt, dass der Fetus sich fühlt, als ob er sterben müsse, und fragt sich, warum seine Mutter ihm das antut. Warum, fragt ersich, ist das Leben plötzlich so schmerzhaft und brutal geworden. Später könnte der Erwachsene sehr wohl symbolisieren, dass solche Bedrohungen von Gott kommen.

    Frage: Aber wie kann ein Säugling etwas über Tod und Sterben wissen?

    Antwort: Das Gefühl ist mehr dem Verlangen ähnlich, ausgelöscht zu werden oder dem Wunsch, nicht länger zu existieren.

    Der Psychologe Daniel W. Miller, Ph.D., schreibt: "Das Ungeborene hat natürlich nicht die Worte (Anmerkung des Herausgebers: in Bezug auf "Tod" und "Terror"), es hat nur die biologischen Anlagen, die schließlich die Worte enstehen lassen ["Birth, Death and Organic Energy"]

    Der Psychiater Stanislav Grof glaubt, dass die betäubende Wirkung von Anästhetika, die die Mutter erhält, den Fetus daran hindern kann, einen Teil seines Leidens zu fühlen. Anästhetika, um den Schmerz der gebärenden Mutter zu erleichtern, können den Geburtsprozess beeinträchtigen und ebenso eine zukünftige experimentelle Therapie, die diese frühen Einprägungen auflösen soll.

    Dr. Grof schreibt:

    Es ist wichtig zu betonen, dass diese Art von Heilung und das Leben ändernder Erfahrung stattfindet, wenn die finalen Stufen der biologischen Geburt einen mehr oder weniger natürlichen Verlauf nahmen. Wenn die Entbindung sehr kraftraubend war oder durch schwere Anästhetika beeinträchtigt, hat die Erfahrung der Wiedergeburt nicht die Qualität eines triumphalen Auftritts im Licht. Es ist mehr wie ein Erwachen aus und Erholen von einem 'Kater' mit Benommenheit, Übelkeit und benebeltem Bewusstsein. Viel zusätzliche psychologische Arbeit könnte nötig sein, um diese zusätzlichen Probleme durchzuarbeiten, und die positiven Resultate sind viel weniger eindrucksvoll. [Grof, The Cosmic Connection, 1998, s. 146-147]

    Arthur Janov glaubt, dass einige traumatische Geburten so beschwerlich sind, dass auch nach jahrelanger Therapie die Behandlung "vielleicht nicht völlig wirksam ist." Er glaubt, dass die Verhinderung von Geburtstraumen viel effektiver ist als Versuche, sie zu kurieren. Er glaubt, dass "eine annehmbare Geburt als Puffer gegen spätere widrige Erfahrungen wirken kann, wogegen eine ungünstige Geburt jemanden selbst für die mildesten Ereignisse verletztlich macht." Er schreibt, dass er "jede mögliche Kombination und Permutation geistig-psychischer Krankheit gesehen hat. Ich habe gesehen, was schlechte Familien anrichten können, was Waisenhäuser und Zurückweisung anrichten können, was Vergewaltigung und Inzest anrichten können; und ich bin immer noch der Ansicht, dass das Geburts- und Vorgeburtstrauma über nahezu jede später Art von Trauma dominiert......Was wir werden, findet sich in (unserer) Geburtsmatrix." [Janov, op. cit., ss. 248-9]

    Eine Reaktion auf das Leiden des Fetus während der Geburt kann Zorn und Wut sein. Der Fetus kommt zu dem Schluss, dass seine Zukunft so beschaffen ist, dass er Grausamkeit und Schmerz akzeptieren muss. Das Leiden schafft Wut und kann die Persönlichkeit eines Menschen permanent so beeinflussen, dass er auf Verletzungen und Eingriffe in sein Wohlbefinden wütend reagiert. Zorn über das Leiden, das man bei der Geburt erdulden musste, kann ein prototypischer Ursprung für Wutgefühle sein, die ein Leben lang andauern können.

    Einer von Dr. Janovs Klienten erklärte:

    Mein ganzes Leben lang war Wut meine Abwehr. Sie begann im Mutterleib als ein Mittel, am Leben zu bleiben. In der Tat war diese Aggressivität die einzige Sache, die mich am Leben hielt. Ich kämpfte und mühte mich, um mich bei der Geburt verständlich zu machen - um verständlich zu machen, dass ich im Sterben begriffen war. Nachdem ich bei der Geburt beinahe getötet worden war, als ich versuchte, aus meiner Mutter herauszukommen, wollte ich nachher nicht, dass sie mich berührte; ich traute ihr nicht. Nun, seitdem habe ich Frauen nicht annähernd so vertraut, wie ich Männern vertraue. [Janov, op. cit., ss. 20-21]

    Der kalifornische Primärtherapeut Stephen Khamsi überprüfte eine Reihe seiner Patienten:

    Der Hilfe zu bedürfen und ohne Beistand kämpfen zu müssen, sind ein gemeinsames Thema von Klienten, die ihre Geburtstraumen wiedererleben. Mehrere Subjekte sprachen explizit darüber, dass ihre Mütter bei der Geburt keinen Kontakt zu ihnen hielten, unkooperativ waren oder überhaupt nichts taten, um ihnen zu helfen. Es gibt Hinweise, dass die Aggressivität vielleicht stärker geworden ist, als die Kooperation mit der Umwelt (d.h. mit der Mutter) zu fehlen schien. Mehrere Subjekte berichteten das Gefühl, das sie einen Job zu erledigen hatten, und die Aggression schien angestiegen zu sein, als diese Mission blockiert wurde. [Stephen Khamsi Ph. D., "Birth Feelings: A Phenomenological Investigation"]

    Wie vorauszusehen war, fühlten sich viele Subjekte erschöpft, nachdem sie einen Zyklus von Geburtsgefühlen vervollständigt hatten, der von einigen Minuten bis zu vielen Stunden oder sogar Tagen dauerte. Subjekte erlebten einen Bereich an Erfahrungen, der von Freude und Erleichterung auf der einen Seite bis zu Gefühlen von Wut, Benommenheit, Tod, Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit auf der anderen Seite reichte. Gewöhnlich kam es zu einem starken Gefühl der Erleichterung - manchmal, aber nicht immer angenehm - für diejenigen, die ein Gefühl des Herauskommens und der Vollendung hatten. [ibid]

    Manchmal wenn der Klient sich seinen kritischen Geburtstraumen nähert, wird er nahezu alles tun, um das Leiden zu verhindern, das mit dem Wiedererleben verbunden ist. Der Psychologe Paul J. Hannig, Ph. D., schreibt:

    Sein bester Ausweg ist, sich zurückzuziehen und es jedem praktisch unmöglich zu machen, ihn in den drohenden Kampf mit dem Tod zu stoßen. Er kann Entschuldigungen finden, um seine Therapie abzubrechen, Gruppensitzungen auslassen oder nur am Rande teilnehmen. Er hat gelernt, von Leuten und Gefühlen "fern zu bleiben". Für schizoide und sado-masochistische Persönlichkeiten ist tiefer persönlicher Kontakt mit Menschen oder Liebesobjekten extrem angsterregend, weil sich die Psyche auf einer tiefen Ebene daran erinnert, was während dieser schicksalhaften Geburtsperiode geschah. Der vergrabene unbewusste Schmerz treibt die Person in destruktive Lebensumstände, alles in dem Versuch, das Fühlen des nahezu katastrophalen Geburtsereignisses zu vermeiden. Genau an diesem Punkt wird die Therapie aufregend, herausfordernd, kreativ und gefährlich. [Feeling People, 1982, s. 162]

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    Übersetzung: F. Wagner
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