Woran erkennt man, ob die Primärtherapie,
die man bekommt, sicher ist?


Von Pat Törngren


Als Arthur Janov die Primärtherapie in den frühen siebziger Jahren zum ersten Mal beschrieb, wurde sie als revolutionär angesehen. Doch heute benutzen viele Therapeuten rund um den Globus primäre Techniken, mit unterschiedlichem Erfolg, manchmal ist die Therapie sehr erfolgreich, in anderen Fällen ist sie ausgesprochen gefährlich.

Mittlerweile ist bekannt, dass die Benutzung einiger einfach zu beschreibender Techniken es für fast jeden möglich macht, einige Menschen dazu zu bringen, Traumata aus ihrer Kindheit, und manchmal sogar die Schmerzen ihrer Geburt, wiederzuerleben. Was also ist es, das einzelne Therapien sehr sicher und unterstützend macht, während andere für den Patienten, der durch diesen Prozess durchgeht, gefährlich sind?

Die Antwort liegt im Kontext, in dem das Wiedereleben stattfindet, und die Beziehung zwischen Therapeut und Patient ist wahrscheinlich genauso wichtig wie die Techniken, die dabei vielleicht zur Anwendung kommen. Therapeuten und Therapiezentren, die das verstehen, sind diejenigen, die man als sicher ansehen kann, während diejenigen, die das nicht verstehen, unter Umständen für die Gesundheit und die Sicherheit ihrer Klienten eine Gefahr darstellen können.

Im Primal Institute Newsletter von Jan/Feb/März 2004 spricht Barry Bernfeld in seinem Artikel "Die primäre Revolution schützen" einen der wichtigsten Aspekte an. Er schreibt: "Das Unbewusste gibt seine Geheimnisse nur dann preis, zeigt nur dann den Schmerz, der innen ist, wenn es eine wirkliche Sicherheit gibt." Dies ist wahrscheinlich der wichtigste Satz im ganzen Artikel!

Wir wissen heute, dass es nicht wünschenswert ist, sich mit dem Vorschlaghammer einen Weg durch die Abwehr eines Menschen zu erzwingen, oder das Unbewusste mit einem Brecheisen aufzubrechen! Das tat man in den frühen Tagen der Primärtherapie, und es ist dem Primal Institute hoch anzurechnen, dass man die Gefahren eines solchen Vorgehens heute deutlich erkennt, und dass man solche Techniken am Primal Institute nicht mehr praktiziert, weil das bei einem Menschen zu einem Zusammenbruch statt zur Heilung führen kann.

In manchen der Kreise, in denen ich mich bewege, ist es modisch, viel Gewicht auf das Messen der Vitalwerte des Patienten während eines Primals zu legen, und eine Therapie, die das macht, wird als "wissenschaftlich höherwertiger" angesehen als eine Therapie, die es nicht macht. Damit habe ich ein ernstes Problem. Wir können die Tiefe der Heilung nicht messen, indem wir die Psyche auf einen Satz Vitalwerte reduzieren, oder den menschlichen Geist auf eine Reihe von Strichen auf einem Stück Millimeterpapier, oder durch leuchtende Punkte oder Pieptöne auf einem Herzfrequenzmonitors.

Wir sind Dr. Janov zu tiefem Dank dafür verpflichtet, dass er die Veränderungen in den Vitalzeichen vor, während und nach dem Primal beschrieben hat. Dadurch wurde wertvolle Forschungsarbeit geleistet, und die Primärtherapie bekam so eine wissenschaftliche Basis. Diese Phänomene sind sicher interessant und sogar sehr wichtig, um eine wissenschaftlich glaubwürdige Theorie der Primärtherapie zu entwickeln, doch das Messen der Vitalwerte ist gewöhnlich für den Patienten oder seine Therapie nicht hilfreich. Für eine erfolgreiche Therapie ist der wichtigste Faktor das Follow-up über einen längeren Zeitraum, und zwar durch einen Haupttherapeuten, mit dem die Person über die ganze Zeit arbeitet. Der Patient muss eine Übertragungsbeziehung zum Therapeuten aufbauen und sich darauf verlassen können, dass diese Person für ihn da ist, und zwar bis weit in die vorhersehbare Zukunft hinein.

Das heißt nicht, dass man nicht auch gut mit mehreren Therapeuten oder "Buddys" arbeiten kann, doch es muss wenigstens eine verlässliche Person die ganze Zeit da sein, um dem Patienten ein wirkliches Gefühl der Sicherheit zu geben. (Ich war während der letzten neuneinhalb Jahre bei einem einzigen Therapeuten in Therapie, und zwar einmal pro Woche - mit Notsitzungen dazwischen, wenn nötig. Das hat sich als ideal für mich herausgestellt.)

Nur ganz selten musste ich mit einem seiner Kollegen arbeiten, und zu Beginn habe ich eine interessante (fast schon lustige) Erfahrung in dieser Hinsicht gemacht. Vor einigen Jahren hatte ich über Telefon ein Geburtsprimal mit dem Vertreter meines Therapeuten, und zwar bevor ich ihn überhaupt kennen gelernt hatte! Mein Therapeut hatte ein paar Wochen Urlaub genommen, um mit seinen Kindern Ferien zu machen, und er gab mir deshalb die Telefonnummer eines Kollegen, den ich im Notfall anrufen konnte.

Nun, zu Anfang der Woche musste ich meine geliebte Katze einschläfern lassen, und sie starb unter tragischen Umständen in der Tierklinik, und dabei hatte sie starke Schmerzen und war voller Angst. Dies löste meine eigenen Geburtsgefühle aus, wo ich im Geburtskanal "starb", und auch ich hatte starke Schmerzen und war voller Angst, und das Resultat war, dass ich zuviel Schmerz hatte, um in der Gegenwart allein damit fertigzuwerden.

So nahm ich den Telefonhörer ab und erreichte Peter, den Vertreter meines Therapeuten, mit dem ich vorher noch nicht einmal gesprochen hatte. Kaum hatte ich meinen Namen genannt, da sagte ich schon: "Ich bin im Moment voller Schmerz, kannst du für mich da sein?" Peter hatte meinen Anruf auf seinem Handy bekommen, und er bat mich, ihm ein paar Minuten zu geben, damit er seinen Wagen irgendwo parken konnte, und dann freute er sich, mir seine ganze Aufmerksamkeit schenken zu können.

Ich erklärte ihm, er brauche nichts zu sagen, er solle nur zuhören, und binnen Sekunden war ich tief im Primal und weinte wie ein Neugeborenes. Ich bat ihn um eine Follow-up-Sitzung, und als ich später in dieser Woche zu meinem ersten Termin zu ihm kam, gab er zu, so etwas sei ihm vorher noch nie vorgekommen.

Tatsächlich fragte er mich, ob es mir unangenehm sei, etwas so Tiefes mit einem Menschen erlebt zu haben, der ja für mich ein völliger Fremder sei. Als jemand, der über die Jahre mit unterschiedlichen "Buddys" und Familienmitgliedern geprimalt hat (in Wirklichkeit sogar mit fast jedem Menschen, den ich dazu bringen konnte, mir zuzuhören) konnte ich ihn beruhigen: Er war ein großartiger "Primär-Buddy"!

In den Wochen, während derer mein Therapeut fort war, machten wir einige sehr gute Arbeit miteinander, aber ich gebe zu, dass ich sehr glücklich war, als mein eigener Therapeut zurückkehrte. Er hat mir während einer Zeit von fast zehn Jahren ständig ein festes und emotional sicheres Umfeld geschaffen. So hängt die Tiefe meiner Primals zwar vielleicht nicht von ihm ab, doch das Niveau meiner Heilung schon, und zwar deshalb, weil ich darauf zählen kann, dass er für mich da ist und mir auch für die nächste Zukunft einen festen und sicheren Raum für meine Therapie bietet.

Zusätzlich zur Nicht-Kontinuität der Fürsorge besteht eine weitere Gefahr darin, dass der Patient gezwungen wird, Medikamente einzunehmen, und ich war beunruhigt, als ich hörte, dass in einem Primärzentrum die meisten Patienten Medikamente nahmen. Tatsächlich ging eine persönliche Freundin von mir durch eine solche Erfahrung hindurch, und es ist erstaunlich, dass sie noch lebt.

Sie machte die lange Reise von Südafrika in ein Zentrum in den USA, um ihre Therapie noch zu "verbessern", nachdem sie etwa acht oder neun Jahre lang mit einem hiesigen klinischen Psychologen erfolgreich auf der zweiten Ebene geprimalt hatte, der einfach "zuhörte und mich unterstützte". Sie konnte nur einen Monat lang in den USA bleiben, und so hatte sie jeden Tag eine Therapiesitzung.

Bereits nach ein paar Tagen sagte man ihr, sie müsse Medikamente einnehmen, und so bekam sie ein Rezept für eine Reihe Medikamente, wozu auch Prozac gehörte. Meine Freundin wollte die Medikamente nicht nehmen, da sie in der Vergangenheit nie Medikamente eingenommen hatte, doch man sagte ihr, wenn sie diese nicht nehme, würde sie von der Therapie ausgeschlossen. So fügte sie sich, wenn auch widerwillig.

Schon 24 Stunden danach war ihre Abwehr durch die Medikamente zerstört. Sie geriet gleich voll in Geburtsprimals (zuvor hatte sie nie welche gehabt) und so primalte sie während mehr als 36 Stunden immer wieder durch die gleiche Sequenz (möglicherweise war es eine Abwehr), ohne aufhören zu können.

Schließlich gab man ihr eine hohe Dosis Schlafmittel, und so konnte sie sich etwas ausruhen, oder vielleicht richtiger, ihr Körper wurde so gezwungen, sich auszuruhen. Doch es war sehr viel Schaden entstanden, und sie war mittlerweile völlig am Ende und hatte Suizidgefühle.

Als die vier Wochen vorbei waren, nahm sie jemand aus dem Therapiezentrum und setzte sie in ein Flugzeug, das sie zurück nach Südafrika brachte. Sie war von Primärgefühlen überflutet und völlig unfähig, für sich selbst zu sorgen. Auch hatte sie noch immer Suizidgefühle und war einem völligen Zusammenbruch sehr nahe. Ich glaube, sie versuchte an irgendeinem Punkt wirklich, sich umzubringen, doch ich weiß nicht genau, wann.

Nach ihrer Rückkehr nach Südafrika musste sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden, wo sie als psychotisch diagnostiziert wurde, diese Diagnose wurde ihr bescheinigt, und sie bekam eine Reihe Elektroschockbehandlungen. Schließlich gelang es ihr, das Personal zu überreden, ihr zu erlauben, einen schalldichten und "gepolsterten" Raum zu benutzen, der für Patienten gebraucht wurde, die potenziell selbstdestruktiv waren.

Während der Wochen, die folgten, und ganz eigenständig, primalte sie sich durch den Schmerz hindurch, der vorzeitig ausgelöst worden war, und es gelang ihr, aus der Klinik entlassen zu werden, doch der Makel an ihrem Namen, der darin besteht, dass sie als psychotisch abgestempelt ist, macht es ihr vielleicht in Zukunft schwer, eine Arbeit zu finden. Als ich sie zuletzt sah, war sie gerade dabei zu versuchen, genug Geld aufzutreiben, um die Klinik vor Gericht zu bringen und diese dazu zu zwingen, ihren Namen aus ihrem Register zu tilgen und ihr "Kompetenz" zu bescheinigen.

Vielleicht ist der Fall meiner Freundin ja extrem, doch er wirft einige wichtige Probleme auf - eines davon ist die Gefährlichkeit, Menschen in sehr frühen Schmerz der ersten Ebene zu "pushen" und sie dazu zu drängen, Geburtserfahrungen wiederzuerleben, ein Punkt, den ja auch Barry Bernfeld in dem Primal Institute Newsletter behandelt hat.

Persönlich habe ich es wirklich als sehr hilfreich empfunden, meine Geburt wiederzuerleben, doch der Grund dafür, dass das für mich ungefährlich war, liegt darin, dass mein Therapeut mir während dieser ganzen Zeit ein festes und emotional sicheres Umfeld schaffte, und das mit dem Versprechen, mich auch weiterhin, bis weit in die Zukunft hinein, zu unterstützen. Seit ich bei ihm in Behandlung bin, ist mein Geburtsschmerz immer wieder spontan hochgekommen, denn er machte es für mein Unbewusstes sicher, "mir freiwillig seine Schätze anzubieten".

Doch ohne diese Art Unterstützung wäre das Wiedererleben meiner Geburt für mich persönlich potenziell gefährlich gewesen. Wichtig ist auch, dass er mich nie dazu gedrängt und nicht einmal ermutigt hat, und meine frühen Primals begannen immer im Hier und Jetzt und gingen dann allmählich über Verknüpfungen der zweiten Ebene immer weiter zurück, ehe irgendein sehr früher Schmerz spontan auftauchte.

Tatsächlich hat mein Therapeut mich nur ein einziges Mal "bedrängt", und das mit dramatischen Folgen, um nicht noch mehr zu sagen. Es war gegen Ende einer Sitzung, und er sagte: "Ich kann dir nicht helfen, Pat." Das warf mich sofort in meine Geburtssequenz hinein (Hilfe brauchen, um nicht zu sterben), und das war nicht die Absicht meines Therapeuten gewesen, und später entschuldigte er sich dafür.

Doch in diesem Moment war ich durch den Schock über das, was er gesagt hatte, völlig betäubt, und während der restlichen Zeit der Sitzung war ich kaum fähig zu sprechen. Zu diesem Zeitpunkt hatte mein Therapeut keine Ahnung, in welcher Gefahr ich schwebte, doch ich wusste, dass ich so voller Schmerz war, dass ich fast halluzinierte. Aber trotzdem fand ich keinen Zugang zu meinen Primärgefühlen, denn ich stand ja unter Schock.

Erst auf dem Nach-Hause-Weg in meinem Auto kamen die Gefühle hoch, und ich begann, auf der Autobahn während des "Rush-hour"-Verkehrs ein Geburtsprimal zu haben! Glücklicherweise scheint ein Teil von mir die Kontrolle behalten zu haben, obwohl ich meinen Weg durch eine sehr komplizierte Überführung primaln musste, die Autos standen dicht an dicht, und ich lag über dem Steuerrad meines Autos und weinte wie ein neugeborenes Baby.

Ich suchte, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und rief meinen Therapeuten sofort an. Er hob den Hörer gleich ab, und ich konnte nur sagen: "Abraham, kannst du für mich da sein?", und dann war ich gleich wieder im Primal, und zwar sehr tief. Später sagte er mir, nach der Sitzung habe er ein Gefühl im Bauch gehabt, dass er etwas in mir getriggert habe, was er nicht wollte, er habe am Telefon gewartet, um mir Unterstützung anzubieten, falls ich sie brauchen sollte.

Nun, wie gesagt, ich kam sicher zu Hause an - wohl weil mein Auto den Weg nach Hause zu kennen scheint, denn dies war nicht das einzige Mal, dass ich während des Autofahrens geprimalt habe. Doch ich empfehle es nicht, und mein Therapeut auch nicht. Bei meiner nächsten Sitzung entschuldigte er sich und sagte, er fühle sich unwohl bei dem, was er getan habe, und er würde es nie wieder tun. Und daran hat er sich gehalten.

Das Wiedererleben früher Schmerzen hat mir zwar enorm geholfen, doch ich glaube, für die meisten Menschen kann es nur sicher sein, wenn es dabei ein längerfristiges Follow-up gibt, und zwar in einer stabilen und sicheren Beziehung zwischen Patient und Therapeut. Menschen, die sich für die Therapie weit von dem Ort entfernt haben, wo sie leben, sollte man wohl nicht dazu ermutigen, sehr frühen Schmerz wiederzuerleben, sofern das möglich ist, es sei denn, es gäbe ein anderes Mittel, um für ein emotional sicheres Umfeld über längere Zeit zu sorgen, mit einem einzelnen unterstützenden Therapeuten oder einem sehr kompetenten "Buddy", wenn sie wieder nach Hause müssen.

Das Ganze wird noch weiter durch die Tatsache kompliziert, dass im Fall, wo die eigene Abwehr optimal funktioniert, sehr früher Schmerz vielleicht erst nach ein paar Jahren Therapie hochkommt. Doch zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Menschen nicht mehr in einer formalen Therapie, und sie fühlen ihren Schmerz nur bei Freunden oder "Buddys", die möglicherweise nicht in der Lage sind, ihnen genug Unterstützung zu geben, um den Prozess sicher zu machen.

Eine andere Gefahr besteht darin, dass diejenigen von uns, die tatsächlich im Geburtskanal "starben", oft suizidal werden, wenn sie dieses Trauma wiedererleben. Dies galt mit Sicherheit für mich, da ich bei meiner Geburt "tot", also ohne irgendwelche Lebenszeichen, war (dead on arrival), nach langen und komplizierten Wehen, die mit einer Notentbindung mit Zange endeten. Ich musste durch eine Adrenalinspritze ins Herz wiederbelebt werden, man führte einen Schlauch zur Sauerstoffzufuhr in meine Lungen ein, und man übte rhythmischen Druck auf meine Brust aus, um mich dazu zu bringen, mit dem Atmen zu beginnen.

Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt, dass, wenn ich Schmerzen hatte, der Tod ein herrlicher Ausweg war, weil er Erlösung von den unerträglichen Qualen brachte, die ewig zu dauern schienen. Ich glaube, das, was mein Leben in der Gegenwart gerettet hat, ist die Tatsache, dass ich mich im Geburtskanal dazu "entschloss", nicht zu sterben, sondern in Wirklichkeit von meiner Mutter "umgebracht" wurde. Dadurch waren meine Suizidimpulse passive Todeswünsche und nicht aktive Impulse, mich umzubringen. Für mich hat das Wiedererleben dieses sehr frühen Schmerzes viele wichtige Probleme in meinem Leben gelöst, doch das, was das Ganze konstruktiv und nicht destruktiv gemacht hat, ist die Tatsache, dass mein Therapeut all die Jahre die ganze Zeit für mich da war (einschließlich einer 24-stündigen Telefonunterstützung). Die Tatsache, dass er ständig erreichbar war, hat den Prozess für mich sicher gemacht. Dies wurde mir auf dramatische Weise vor einigen Jahren deutlich, zu einer Zeit, als mein Therapeut Weihnachtsurlaub machte.
Zu dieser Zeit machte ich wieder einmal Therapie bei Peter, seinem Vertreter. Aus Gründen, die mir nicht verständlich sind, begann ich, rund um die Uhr fast kontinuierlich zu primaln. Dabei musste ich meine täglichen Aktivitäten während der Primals aufrechterhalten, und so kam es, dass ich bei einer Freundin in einem Restaurant weinte, weil ich den Schmerz einfach nicht unten halten konnte. Ich verlor auch die Fähigkeit, normal zu sprechen - ich redete nur noch wie ein Baby - und das erschreckte meine Familie und meine Freunde, und es brachte sie ganz schön in Verlegenheit!

Am meisten Angst machte mir ein Vorfall in einem Supermarkt an einem Sonntagabend. Ich schob meinen Einkaufswagen aus dem überfüllten Einkaufszentrum hinaus, als ich an einem Sicherheitsbeamten vorbeikam, der zwei geladene Revolver an seinem Gürtel hatte. Impulsiv spürte ich den überwältigenden Drang, mich auf ihn zu stürzen, einen Revolver zu ergreifen, ihn mir an die rechte Schläfe zu halten und abzudrücken (ich fühlte mich zu dieser Zeit nicht im Geringsten suizidal). Glücklicherweise gelang es mir, mich zu beherrschen und nach Hause zu kommen, ich war völlig mitgenommen, aber in meinem Haus, wo es keine geladenen Revolver gibt, fühlte ich mich sicher.

Im Kopf beschäftigte ich mich aber weiter zwanghaft mit Revolvern, ich hatte eine panische Angst vor ihnen und war voller Schrecken darüber, was ich in Zukunft vielleicht noch anstellen würde. Glücklicherweise machte ich etwas später die Verknüpfung. Bei meiner Geburt erlebte ich den Tod und die Erlösung vom Schmerz gleich, nachdem ich einen äußerst heftigen Schmerz an meiner rechten Schläfe gespürt hatte. Dieser wurde durch die Zange verursacht, mit der ich aus dem Geburtskanal herausgeholt wurde. Sobald ich diese Verknüpfung gemacht hatte, verschwand der Impuls, mich an genau der gleichen Stelle zu erschießen, um Erleichterung zu finden, und er kam nie wieder. Das Ganze versetzte mich jedoch in totale Panik, als es geschah.

Für mich ist interessant, dass mein Therapeut damals nicht da war, und obwohl sein Vertreter ein sehr guter Unterstützer (facilitator) ist, bietet er mir nicht das gleiche emotional sichere Umfeld wie mein eigener Therapeut. Dieser macht das sehr diskret, indem er mir sanft hilft, einen kognitiven Überblick über das zu bekommen, was gerade passiert. Das hilft mir, "meinen Kopf über dem Schmerz zu halten", wenn zuviel frühes Material durch meine Lebensumstände ausgelöst wird.

Um auf das wichtige Thema der Kontinuität zurückzukommen: Ich glaube, es ist auch sehr hilfreich, mit anderen Primallern in einer kleinen Gruppe zu arbeiten. Aber auch hier wieder habe ich das Gefühl, dass diese Gruppen über längere Zeit bestehen sollten (ongoing), und dass Menschen nicht dazu ermutigt werden sollten, sich in einer Gruppe, die jeden Moment aufgelöst werden kann, für sehr tiefen Schmerz zu öffnen.

Als ich 1977 im Primal Institute war, gab es nur die "Großgruppe", und die war sehr unpersönlich (auch wenn sie manchmal hilfreich war). Deshalb war ich sehr froh, als ich hörte, dass schon bald, nachdem meine Zeit am Primal Institute zu Ende war, die Patienten in kleine Gruppen, die über längere Zeit bestanden, aufgeteilt wurden. Dort konnten sie die Dynamik der Interaktion miteinander nutzen und so gegenseitig Primals auslösen, während sie gleichzeitig Unterstützung und eine kontinuierliche Hilfe erhielten.

Ich glaube, das ganze Thema eines sicheren Primalns kann vielleicht mit Hilfe des einen Worts "Fürsorge" zusammengefasst werden. Ist die vorhanden, dann kann die Therapie zu einem sicheren Prozess werden, auch wenn der Schmerz noch so tief ist. Ist keine Fürsorge da, dann "weiß" der Patient das und fühlt sich nicht sicher, oder er ist es nicht. Und deshalb liegt nach meinem Verständnis der zukünftige Erfolg der Primärtherapie in diesem Kontext persönlicher Fürsorge.
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Übersetzung - Marcel Bamberg


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